Das zweite Leben eines Eisenbahnwagens – Vom Hühnerschuppen zum Museumsexponat
Gw 97-09-84
1889 als zweiachsiger gedeckter Güterwagen in den eigenen Werkstätten der Kgl. Sächs. Sts. E.B. gebaut erhielt das Fahrzeug die Bahndienstnummer K 611. In den folgenden Jahrzehnten teilte man ihm die neuen Nummern 1611 K, K 2659 beziehungsweise 7.15001 zu.
Bis in die 1920er Jahre setzte man den Wagen im Wilsdruffer Raum ein, bis er durch nachfolgende, modernere Generationen von gedeckten Güterwagen abgelöst wurde. Mit der neuen Nummer 15001 versehen diente das Fahrzeug fortan als Bahndienstwagen. Die letzte Umzeichnung in 97-09-84 erfolgte 1957. Das Bahndienstfahrzeug wurde in Oberdittmannsdorf (Linie Potschappel – Nossen) beheimatet. Dieser Einsatzzweck sicherte dem Waggon das Überleben bis ins Jahr 1967. Dem Schneidbrenner entging der ehemalige Güterwagen durch seinen Verkauf an einen Privatbesitzer, welcher ihn als Lagerraum verwandte.
2005 konnten Mitglieder den ohne Achsen weitergenutzten 97-09-84 mithilfe eines Autokranes bergen und ins Museum Löthain überführen. Die Restauration dauerte bis 2009 an. Seitdem präsentiert er sich in seinem letzten Erscheinungsbild als Werkstattwagen 97-09-84 der Bahnmeisterei Nossen.
GGw 97-13-67
Den vierachsigen gedeckten Güterwagen K 3402 lieferte das Werdauer Werk des Unternehmens Linke-Hofmann-Busch 1929 an die Deutsche Reichsbahngesellschaft aus. Über die ersten Einsatzjahre ist nur wenig bekannt. Ab 1952 lässt sich das Fahrzeug als 7.3402 in Wolkenstein (Linie Wolkenstein – Jöhstadt, „Preßnitztalbahn“) nachweisen. 1964 stufte man den mittlerweile in 97-13-67 umgezeichneten Güterwagen zum Bahnhofswagen in Wolkenstein ab. Bereits zwei Jahre später erfolgte der Verkauf an die Straßenmeisterei Döbeln.
Der ohne Drehgestelle als Lagerschuppen fortgenutzte Wagen wurde 2011 durch Vereinsmitglieder geborgen und nach Löthain transportiert. Durch die Aktiven des Schmalspurbahnmuseums Löthain soll in den folgenden Jahren eine sorgfältige Aufarbeitung des Wagenkastens erfolgen, sodass er zukünftig eine Dauerausstellung zur Bahngeschichte beherbergen kann.
Rf 4 (ex Rf 6) 97-08-28
Das 1923 als 699 K in Dienst gestellte sechsachsige Rollfahrzeug diente dem „Huckepacktransport“ vollspuriger Güterwagen, um das manuelle Umladen der Güter auf die Schmalspur zu vermeiden und damit den Bahnbetrieb kostengünstiger zu gestalten. Einer der frühen Einsatzorte waren die Schmalspurbahnen um Zittau, wo ihn die Deutsche Reichsbahngesellschaft als R 2627 einsetzte. 1972 lässt sich das Fahrzeug in Freital-Potschappel (Linie Potschappel – Nossen) nachweisen. Im darauffolgenden Jahr setzte man den Rollwagen nach Radebeul (Linie Radebeul – Radeburg) um. Während jener Zeit baute man den sechsachsigen Wagen in einen Vierachser um, um die Laufeigenschaften auf dem heruntergewirtschafteten Oberbau der Heimatstrecke zu verbessern. In diesem Zustand überlebte das Fahrzeug die Einstellung des Güterverkehrs nach Radeburg 1991 und gelangte 2000 in den Besitz der Traditionsbahn Radebeul e.V.
2011 konnte der Rollwagen 97-08-28, wie er seit 1957 „heißt“, nach Löthain überführt werden. Seitdem erfolgte die schrittweise Restauration. Sie wurde im Frühjahr 2016 weitestgehend abgeschlossen und seitdem befindet sich das Rollfahrzeug auf einem eigens errichteten Gleisjoch in Löthain.